Im Rahmen der ART.FAIR 21 in Köln präsentierte der daab Verlag gestern Abend den zweite Cologne Catwalk. Unter dem Motto ,,Art meets Fashion’’ zeigten zehn internationale Designer ihre Kollektionen. Darunter befanden sich vor allem neue Talente aus Dänemark, den Niederlanden, Irland und Deutschland. Der Verlag legte bei der Auswahl der Designer besonderen Wert auf die Schnittstelle zwischen Mode und Kunst. Schon mit Publikationen wie ,,Young European Fashion Designers’’ und ,,Young Fashion Designers Americas’’ stand kreatives Potenzial und unkonventionelle Mode im Vordergrund. Und das konnte man gestern deutlich erkennen. Wir waren hellauf begeistert von den Kollektionen und können die Veranstaltung fürs nächste Mal nur weiterempfehlen. Ein Hoch auf die Designer!
Den Anfang machte Úna Burke aus Irland. Die Designerin absolvierte ihren Master am London College of Fashion in Fashion Artefact. Dementsprechend sind ihre Kollektionsteile als Modeartefakte zu verstehen. Die Skulpturen wurden aus fleischfarbenem Leder um den Körper der Frau geformt und hinterlassen auf uns einen leicht medizinischen Eindruck. Wer jetzt wieder laut ,,Untragbar!’’ aufschreit hat nicht ganz recht – Einzelteile der Stücke bieten wundervolle Accessoires.
Die gebürtige Hamburgerin Kim Berit Heppelmann räumte mit ihrem Label Kimberit bereits einige Preise ab. Mit ihrer Kollektion ,,The Dynamic of a dress’’ zeigte sie die Abhängigkeit von Körper, Bewegung, Material und Form. Inspiriert von der Natur und der Meereswelt kreierte sie Kleider aus hellen, fließenden Stoffen. Die Stücke bestanden meist aus nur einem Stück Stoff, dass aufwändig drapiert wurde, um zu viele Nähte zu vermeiden und den Tragekomfort somit angenehmer zu machen.
Trine Hav aus Dänemark absolvierte im Jahr 2008 ihren Bachelor in Modedesign und präsentierte gestern Abend nochmals ihre Abschlusskollektion. Der Designerin zufolge, ließ sie sich von Picassos Kubismus inspirieren und definierte diesen anschließend neu. Es entstanden sehr räumlich wirkende Kreationen mit rechteckigen, kantigen Silhouetten, bei denen der Fokus auf der Betonung der Schultern lag. Wir lieben Schulterpolster und diese kastige Form hat gute Chancen unser neuer Favorit zu werden.
Unsere Münder standen offen, als die Dänin Anne Skovgaard Scholer ihre Kollektion präsentierte. Das Besondere: kunterbunte Farben und kunterbunter Materialmix. Die Mischung aus Kindermotiven wie Bäumen und Kühen, bunten Halskrausen und dicken Fellbommeln ließen hier und da den Gedanken an lustige Clowns zu. Den Höhepunkt bildete das Outfit mit passender Schweinemaske als Accessoire, das jedem Zuschauer ein Lachen auf die Lippen zauberte. Endlich einmal eine Kollektion mit Humor.
Dänemark die Dritte: die Designerin Kristina Schäuble vereinte den Kontrast von neuem Volumen und Körpernähe in ihrer Kollektion. Aus dicken Stoffen wie Samt und handgearbeitetem Strick in erdigen Tönen entstanden skulpturale und grafische Silhouetten, die an die symmetrischen Formen von Käfern und Ungeziefer erinnern. Leichte Jerseystoffe, die sich eng an den Körper anschmiegen, bildeten dazu den Kontrast. Mit dieser Kollektion kann man eisigen Wintertagen optimistisch entgegensehen.
Der studierte Modedesigner Martin Barslund Hedegaard aus Dänemark präsentierte gestern Abend seine Herbst/Winter Kollektion ,,Fictional Remake’’. Inspirieren ließ er sich dafür von den futuristischen Filmen der 80er Jahre. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Eine reine Männerkollektion mit Motorradanzügen, Sicherheitskleidung und Rüstungen aus steifem, schwerem Leder und verbraucht aussehenden Stoffen. Insgesamt eine düstere Stimmung und gefährlich wirkenden Models. Angst! Aber gut!
Andrea Kristic erhebt in ihren Kollektionen den Anspruch, die moderne europäische Frau, die zunehmend an Stärke und Macht gewinnt, zu thematisieren. Zu diesem Zweck entwirft die Designerin aus den Niederlanden Kollektionen mit klaren Silhouetten und geometrischen Formen. Hierbei gefielen uns besonders die kantig-betonten Schultern und Hüften.
Die Dänin Stine Ladefoged präsentierte ihre Master-Abschlussarbeit ,,Narcissism is calling’’. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf Strickkleidung, die aufwändig verarbeitet wurde. Inspiriert durch die postmoderne Architektur kreierte die Designerin skulpturale Kleidungsstücke. Das Besondere sind die Techniken: Variation von Volumen und Struktur, die Kombination aus dickem und dünnem Garn und das Drapieren der Materialien. Wir möchten bitte . . . alles!
Und noch eine Extraportion Ironie und Humor. Vigdis Johnson präsentierte mit ihrem Modelabel Hot Friture die Kollektion ,,The Dating Collection’’. Die Outfits lagen irgendwo zwischen niedlicher Kellnerin, verschlafenem Heinzelmännchen, überzeichnetem Bauarbeiter und kindlichem Matrosen. Den krönenden Abschluss bildete eine zuckersüße Sahnetorte getarnt als Kleid.
Nach einer kurzen Pause bildete der deutsche Designer Kilian Kerner den Star des Abends. Er präsentierte seine aktuelle Kollektion für den Sommer 2010 ,,Tagebucheinträge’’. Leider konnten uns die Damenentwürfe des etablierten Designers nicht ganz überzeugen, dafür waren die Outfits der Herren umso besser: übergroße Sakkos zu kurzen, engen Shorts, die schon fast wie die guten alten Radlerhosen aussahen. Unser Lieblingsoutfit: Das schwarze Sakko mit silbernen Ärmelumschlägen zur silbernen, kurzen Hose. Fabelhaft!